Installation am historischen Brusela in Cadolzburg

In unserer heutigen, schnelllebigen Zeit schenken wir Alltäglichem, scheinbar Banalem oder Nichtigem meist wenig Bedeutung, dabei erzählen uns die kleinen Dinge doch oft die tollsten Geschichten – so ist es auch mit den Einkaufslisten, die wie kleine Fragmente, Artefakte, zum Sinnieren, Philosophieren, Schmunzeln und Nachdenken einladen. Obwohl jede Einkaufsliste einzigartig, persönlich und privat ist, bleiben die VerfasserInnen anonym. Einige Einkaufslisten wurden eingereicht, die Anderen aufgelesen – Wir können nur darüber phantasieren, was der ein oder andere Einkaufszettel bereits erlebt hat? Welches Menü wurde mit den aufgelisteten Zutaten wohl gekocht? Für wen wurde hier eingekauft? Die Kunstinstallation soll Einladen zum Austausch und zum Mitmachen – sich selbst von einem der Einkaufszettel künstlerisch inspirieren zu lassen. Selbst schreibe ich meine Einkaufslisten noch wie meine Großeltern: auf zurechtgeschnittenem Altpapier, zusammengeheftet mit der silberfarbenen Klammer. Handgeschriebenes sind wertvolle Kleinigkeiten, die Erinnerungen aufleben lassen.



  • Skulpturen
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Skulpturen 

Mich interessiert das Alltägliche – zum Beispiel Gegenstände, Materialien, Handlungen, Gedanken und Konversationen – alles was mich umgibt kann Inspiration und Ausgangspunkt kreativen Schaffens sein. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit mir selbst und der Umwelt, werde ich wachsen. Diesen Prozess möchte ich offenlegen und dazu anregen, die Wahrnehmung der eigenen Sinne zu schärfen. Es geht mir um das Bewusstmachen des eigenen Denkens und Handelns, sowie der daraus resultierenden Konsequenzen, wie beispielsweise der Umweltprobleme durch den wachsenden Konsummüll. In welcher Verantwortung stehen diesbezüglich auch Kunstschaffende? Die Skulpturen bestehen aus biologisch abbaubarem Verpackungsmaterial. Das üblicherweise zum Schutz von Wert-/ Kunstgegenständen verwendete Alltagsmaterial wird nun selbst zum schützenswerten Kunstgegenstand. Zu sehen waren die drei Skulpturen am 2. Cadolzburger Wochenende in der Haffnersgartenscheune. 



  • Julia E. Wagner SaarArt11
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Das Ding

Im Rahmen der Saar Art 11, war ich bei der Gruppenausstellung „État d‘esprit“ im Georges-Henri Pingusson-Bau, der ehemaligen französischen Botschaft im Saarland, beteiligt. Das denkmalgeschützte Gebäude ist nun schon lange leer geräumt und ungenutzt. Nur anhand Archivfotos sieht man, wie lebendig dieser Ort einmal war und wie exklusiv die Räumlichkeiten einst ausgestattet waren. Der Rauchersessel von Raphaël Raffel wurde im Jahr 1953 persönlich von Gilbert Grandval, dem damaligen französischen Botschafter, für sein Dienstzimmer in Auftrag gegeben. Somit befand sich dieser Sessel im wichtigsten Raum, dort wo Entscheidungen diskutiert und Verträge bei Qualm und Cognac gemacht wurden. Als Pappmodell, mit einer Bauanleitung (inklusive Schnittmuster) zum Selbstnachbauen, wird das edle handgefertigte Einzelstück nun zum erschwinglichen (Kunst-) Massenprodukt.



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new mode activated

Beschleunigung ist ein Phänomen unserer Zeit und wird, im Hinblick auf Zeitersparnis = mehr Freizeit, als erstrebenswert angesehen. Durch das stetig wachsende Angebot an Möglichkeiten stehen wir ständig unter Druck, möglichst viel in kurzer Zeit machen zu wollen, das Leben auszukosten und bloß nichts zu verpassen. Geprägt durch die Gesellschaft und die Kultur eignen wir uns Solche, ganz bestimmten Denk- und auch Verhaltensweisen an, die wir so verinnerlichen, dass wir sie nicht mehr hinterfragen und ablegen. Ziel meiner Performance ist es über die äußere Form (Handlung) meine innere Form (Haltung) zu beeinflussen/ verändern. Durch die gezielte Verlangsamung einer alltäglichen Bewegung möchte ich dem Mechanismus der Beschleunigung entgegenwirken. Die Absätze aus Doppel-T-Stahlträgern zwingen mich in meinem automatisierten Alltagsablauf innezuhalten, mir Zeit zunehmen, zur Ruhe zu kommen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Moment bewusst wahrzunehmen. Die Metallschuhe konditionieren so den Träger nicht nur in physischer, sondern auch in mentaler Form. Sich nicht von dem Druck der Umwelt beeinflussen zu lassen, verlangt nach innerer Gelassenheit, Achtsamkeit und dem sich Bewusstwerdens. So soll der Träger in einen Denkprozess gelangen, der ihm neue Sichtweisen aufzeigt und zu neuen Erkenntnissen führen kann. Der Titel „new mode activated“ (= neuer Modus aktiviert) verweist darauf, einen neuen Modus/ Zustand, der das Ablegen alter, gewohnter Verhaltensmuster voraussetzt, erreicht zu haben.

 


  • Sommerfest FAU 2022-11 Kopie
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  • FAU Julia E. Wagner

Frei

Zum Sommerfest 2022 am Lehrstuhl der Kunstpädagogik der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg war ich beteiligt an einer begehbaren Außeninstallation, die sich aus einem Gruppenprojekt von KunstvermittlerInnen entwickelt hat. Bei dem Konzept der Arbeit stand die ästhetische Erfahrung im Mittelpunkt, die individuelle Wahrnehmungen schärfen, sowie verschiedene Assoziationen hervorufen sollte und zum Austausch auf einem historischen Hügel einlud. Die Kunstinstallation war ein frei zugänglicher Ort der Begegnung, ein Treffpunkt, der die Menschen zum Diskurs über verschiedene Themen wie beispielsweise Hoffnung, Frieden, Fliegen, Freiheit, Fantasie und Leichtigkeit angeregt hat.



  • Tütenzelt von Julia E. Wagner
  • Tütenzelt von Julia E. Wagner

Tütenzelt

2014 zeigte ich zur Jahresausstellung an der Akademie der Bildenen Künste in Nürnberg mein „Tütenzelt“, das den unnötigen Konsummüll unserer Weg-Werf-Gesellschaft symbolisieren soll. Mit dem Werk fordere ich mehr Einsicht im Umgang mit unserer Umwelt und den Rohstoffen, die viel zu oft leichtsinnig verschwendet werden. Viele der Einwegprodukte sollten durch nachhaltige, abbaubare Materialien ersetzt oder sinnvoll recycelt/ wiederverwendet werden. Die Nachricht, dass der Verbrauch der Plastiktüten gesetzlich reglementiert werden soll, war für mich Anlass ihnen ein Denkmal zu setzen und ihnen eine neue, längerfristige und vielleicht auch letzte Funktion zu verleihen.



  • Silbereisen Julia E. Wagner
  • Silbereisen Julia E. Wagner

Silbereisen

Zur Ausschweifung am 30.01.2016 in Völklingen zeigte ich die Skulptur „Silbereisen“. Ich entdeckte in der Rathausstraße Fahrradständer, die ich durch eine Ton in Ton Transformation veränderte, indem ich die bestehenden formgebenden Rundungen fortgeführt und die starren Einzelobjekte zu einem dynamischen Gesamtobjekt verbunden habe. Durch den Materialkontrast wird deutlich, welcher Teil der Skulptur ergänzt wurde, farblich ist jedoch kaum ein Unterschied zu dem bestehenden Teil erkennbar, was den Reiz dieses Eingriffs ausmacht. Als Fahrradständer ist das Objekt schon noch zu erkennen und auch zu benutzen, wenn gleich bei meinem fast täglichen Vorbeigehen nie ein Fahrrad dort abgestellt war. Interessant war festzustellen, inwieweit die Passanten den „neuen“ Fahrradständer nun (als Kunstobjekt) wahrnehmen.



Hax'n abkratz'n

Im Stadtraum von Saarbrücken ist mir ein altes Objekt aufgefallen, das schon fast nicht mehr wahrgenommen wird und in Vergessenheit geraten ist. Viele Leute wissen nicht mehr welche Funktion es erfüllen soll und haben es darum demontiert oder umfunktioniert. An sehr vielen Hauseingängen findet man sie aber noch, kleine Fußabstreifer, die aus Metall angefertigt und meist an der Wand befestigt sind. In meiner Fotoserie dokumentiere ich die individuellen unterschiedlichen Formen, die in Handarbeit geschmiedet wurden.

Mein Objekt „Hax‘n abkratz‘n“ steht hier im Kontrast zum Original, denn es ist nur eine Reproduktion aus Holz, ein Modell, ein Dekorationsartikel, der auf Knopfdruck (in Massen) reproduziert werden kann. Die Arbeit war zum Rundgang 2016 in Völklingen ausgestellt.


  • Hax'n abkratz'n
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  • End-Metall
  • End-Metall Julia e. wagner
  • Julia E. Wagner End-Metall
  • Landesarchiv Saarland Julia E. Wagner

End-Metall

Rauminstallation „End-Metall“ von Julia E. Wagner im Landesarchiv Saarbrücken – Kunstwerk aus archivischem Arbeitsmaterial sensibilisiert für das Thema Bestandserhaltung. Für den „Tag der Archive“ am 3.03.2018 bin ich beauftragt worden eine Rauminstallation für das Foyer des Landesarchivs Saarbrücken anzufertigen. Das Werk soll dabei nicht nur die große Menge an Archivalien versinnbildlichen, sondern auch auf das Sonderprogramm „Originalerhalt“ hinweisen. Der Titel „End-Metall“ weist auf das „Entmetallisieren“ hin, bei dem in mühsamer Kleinarbeit z.B. Büroklammern und Tackernadeln, d.h. alle metallischen Gegenstände, entfernt werden. Erst danach werden die Dokumente fachgerecht archiviert, also in spezielle säurefreie, lichtbeständige Mappen und Kartons verpackt. Die gefalteten Papiermodule sind nach einem festgelegten Muster gesteckt, Ordnung, die auch für ein Archiv essentiell ist.



Reinigung von Worten an Gedankenorten

Nehmen wir Alltägliches bewusst wahr, können wir durch Veränderungen eingreifen und somit neue Sichtweisen auf die Dinge eröffnen? Durch meine Performance „Reinigung von Worten an Gedankenorten“ am Tag der Performance im Hellwighaus der Künste im Jahr 2015 in Saarbrücken wird eine persönliche Gewohnheit, ein alltägliches Ritual sichtbar. Das Private wird öffentlich und somit wird der Betrachter damit konfrontiert und das scheinbar Banale wird außergewöhnlich. Jede Beobachtung und Erfahrung erweitert unser Bewusstsein und kann unser Denken und Handeln beeinflussen. Man muss Alltägliches bewegen, damit uns Alltägliches wieder bewegt.



  • Pingusson Liegen
  • L'attitude Julia E. Wagner
  • Saar Art 11

L'attitude

Das Konzept der Gemeinschaftsarbeit „L‘attitude“ habe ich zusammen mit Christine Reisen entwickelt und realisiert. Die Arbeit ist ebenfalls in der Gruppenausstellung „État d‘esprit“ im Jahr 2017 im ehemaligen Kultusministerium - einst ehemalige französische Botschaft - zu sehen gewesen. Es ist deutlich zu erkennen, dass, dieser besondere Ausstellungsort, das Botschaftsgebäude des Architekten Georges-Henri Pingusson architektonische Gemeinsamkeiten mit seinem bekanntesten Werk, dem Hotel Latitude 43 in Saint Tropez, aufweist. Als eine Art Hommage an Pingusson haben wir die beiden Bauwerke konzeptuell miteinander verknüpft. Wir haben die Pingusson-Liegen, die einst Bestandteil des Mobiliars im Hotel Latitude 43 waren und die Pingusson selbst designte, nach Saarbrücken „gebracht“. Unser Liegen-Nachbau geht ausschließlich auf Archivmaterial zurück, denn auch das Hotel ist schon lange nicht mehr in Betrieb. Als Verbindung zum Hotel und in Anlehnung an das von Pingusson dafür entworfene Logo, das verschiedene Einrichtungsgegenstände ziert, haben wir ein Logo im Sinne und Stil der ehemaligen französischen Botschaft in Saarbrücken entworfen. Das Logo befindet sich jeweils auf der Polsterauflage am Kopfende der Liege. Die drei Liegen haben wir auf der großen Terrasse/ Freitreppe, die sich perfekt zum Sonnen eignet und symbolisch einen besonderen Ort der Begegnung darstellt, aufgestellt.



Völklinger Dreckseife

Wie die Arbeitsbedingungen in der Völklinger Hütte waren, kann man sich heute als Besucher kaum noch vorstellen. Vom Lärm, von der Hitze, vom Dreck und vom Schweißgeruch des Arbeitens ist nichts mehr zu hören, zu fühlen und zu riechen. Nur eine schwarze Staub- und Schmutzschicht ist noch an Hauswänden, Mauern in Völklingen und der Hütte zu finden. Als Teil der Künstlergruppe Volume V, ansässig in der Handwerkergasse der Hütte, greife ich mit meiner „Völklinger Dreckseife“ die Geschichte des Hüttenwerks, der Stahlproduktion, auf. Originale Dreckpartikel sind Bestandteil der Seife, um die Frage zu verdeutlichen, ob die Arbeiter je das Gefühl hatten, all den Schmutz von ihrem Körper abwaschen zu können? Die Seife verweist zum Einen auf die enorme (Umwelt)Verschmutzung, die einst von der Hütte ausging und zum Anderen darauf, welche schlechten Arbeits- und Waschbedingungen dort herrschten.

Wer konnte, ließ sich vom Lehrling einen Eimer Wasser an den Hochofen zum Reinigen oder sogar Kühlen bringen, andere wuschen sich erst zu Hause den Dreck von Erzen, Sinter, Koks und Kalk von der Haut. Reges Gedränge muss unter den wenigen Duschen geherrscht haben, wenn im Dreischichtbetrieb auf der Völklinger Hütte Schichtende war. Reinigungsmöglichkeiten waren für die bis zu 17.000 Arbeiter in der Völklinger Hütte Mangelware.

Die Produktion der „Dreckseife“ und meine Performance „wash“ fand anlässlich der Ausstellung „Konstruktion der Welt: Kunst und Ökonomie“ in der Kunsthalle Mannheim statt. In meiner Performance stellte ich an Hand einer Waschung dar, wie sich die Arbeiterkultur verändert hat. Wie sieht heutzutage die alltägliche Reinigung nach Arbeitsende aus?



  • Public Art Rundgang HBK Saar
  • HBK Saar Public Art
  • Public Art Saar
  • Public Art Julia E. Wagner
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  • Public Art Julia E. Wagner HBKsaar
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  • Latte to go public art kunst

Latte to go

Bei meinem Projekt „Latte to go“ geht es um das Bewusstmachen der Umgebung. Dabei ist die Latte to go ein Instrument, Hilfsmittel, ein Gegenstand, der allein durch das Vorhandensein die Möglichkeit einer Verwendung vorspiegelt. Die Umwelt durch experimentelle Versuche genauer zu betrachten, so wie es in der Promenadologie zum Teil verstanden wird, ist der Hintergrund der Aktion. Auch wenn sich die Teilnehmer des Public Art Rundgangs 2016 in Völklingen der Intension dieser Performance überhaupt nicht bewusst waren und sie es sich auch nicht sein sollten, so hat sich allein durch das Mitführen der Holzlatten ihr Blick auf die Umgebung verändert. Durch den spielerischen Umgang mit den Latten werden andere, neue Verhaltensweisen möglich und so entstehen neue Perspektiven.



  • Drüppeln
  • Drüppeln

Drüppeln ...oder aber niemand wird dort mit uns rechnen

Das Projekt fand im Rahmen des Kurses „Künstlerische Reisekonzepte auf dem praxologischen Prüfstand“ an der Universität Osnabrück statt. Drüppeln ist ein, den meisten Menschen unbekannter Ort, irgendwo in Richtung Norden und noch in Niedersachen - nicht weit von Bremen. Drüppeln zu besuchen, als touristisches Highlight wahrzunehmen und sich dort auf die Suche nach Sehenswürdigkeiten zu begeben, beschreibt das Projekt zur kritischen Hinterfragung touristischer und künstlerischer Mobilität:


Unter Anderem ist dabei ein Mal-und Bastelbuch entstanden, das unter dem Aspekt experimenteller Kunstvermittlungsstrategien betrachtet werden kann.



  • unbreakable Julia E. Wagner
  • Julia E. Wagner
unbreakable

Bei der letzten Ausstellung „What artists do for money“ 2016 im Hellwighaus der Künste habe ich eine typische Ausstellungssituation inszeniert, um herauszufinden, wie bewusst wir alle, Kunstschaffende und Ausstellungsbesucher mit Kunst umgehen. Der Besucher einer Galerie will sich bewusst auf Kunst einlassen. Der Künstler wird sicherlich auch vom Kunstmarkt beeinflusst, denn wer von seinen Arbeiten leben möchte, muss einen Weg finden, diese zu vermarkten. Dabei kommt es nicht nur auf das Kunstwerk, sondern auch auf die Präsentation, den richtigen Rahmen an. Ist jedoch alles ein Kunstwerk, nur weil der Rahmen stimmt? Es war interessant, wie die Besucher mich und meine Vase „unbreakable“ wahrnahmen und wie sie sich verhielten.

 


  • HORTUS MIRABILIS 1
  • HORTUS MIRABILIS 1

HORTUS MIRABILIS

Wir wollen eine perfekte Welt und greifen viel zu oft in die wunderbare Natur ein, dabei bedenken wir nicht die Konsequenzen. Leider verlieren wir den Blick für das Wesentliche, alles muss schöner, besser, schneller, größer und makellos sein. Der Titel „HORTUS MIRABILIS“ (~ wunderschöner/ wunderbarer Garten) verweist darauf, der Natur ihren freien Lauf zu lassen, sie anzunehmen und sie nicht unnötig zu verändern. Meine Installation war 2015 in Krakau, in einem ehemaligen Klostergarten zu sehen.

Das Kloster ist inzwischen zu einer Schönheitsklinik mit Parkanlage umgebaut worden.



  • Kletterakt Julia E. Wagner
  • Kletterakt

Kletterakt

Mit meiner Performance „Kletterakt“ nahm ich an der Völklinger Ausschweifung 2016 teil. In der Poststraße ist mir ein ca. acht Meter hohes Stahlgerüst auf sechs Säulen aufgefallen, dessen Konstruktion Ähnlichkeit mit einem Klettergerüst, wie es oft auf Spielplätzen zu finden ist, aufweist. Meine Idee war auf die nutzlose Gerüstkonstruktion aufmerksam zu machen und sie mit einer Schaukelperformance zum Leben zu erwecken. Hierfür installierte ich eine Schaukel am Gerüst zwischen zwei Säulen seitlich vom Durchgang. Die Schaukel belebt das Stahlkonstrukt, setzt es in Bewegung wie eine Fahne im Wind und ist ein kleiner spielerischer Kontrast zum riesigen statischen Ungetüm. Somit erhält das Gerüst auch eine scheinbare Funktion und wird sichtbar.

Zwischenzeitlich wurde das Stahlkonstrukt abgebaut.



 

 

  • Julia E. Wagner Bachelor of Arts
  • Julia E. Wagner Bachelor of Arts

Ich sehe, also verstehe ich?

In meiner Bachelorarbeit „Ich sehe, also verstehe ich?“ habe ich mich mit der Wahrnehmung beschäftigt und mich gefragt, ob generell eine objektive Betrachtung unter Berücksichtigung definierter Parameter möglich wäre. Hierfür habe ich eine „Neutralisierungsstation“ aufgebaut, die mittels eines Fragebogens die psychische und physische Verfasstheit des Besuchers erfasst. Der ausgefüllte Fragebogen wird in dem „Wahrnehmungsautomaten“ ausgewertet, d.h. mit dem Wahrnehmungswert „0“ (= festgelegter Wert in meiner Hypothese) abgeglichen. Anschließend erstellt der „Wahrnehmungsautomat“ eine entsprechende „Filterbrille“, die dem Besucher einen unvoreingenommenen Blick ermöglicht. Erst nach dem Durchlaufen der „Neutralisierungsstation“ darf der Besucher mit seiner individuellen „Filterbrille“ die Ausstellung betreten und die Kunstwerke betrachten.




  • Randobjekt Julia E. Wagner
  • Randobjekt Julia E. Wagner

Randobjekt

Zum Public Art Rundgang am 28.07.2016 installierte ich ein Objekt aus Kiefernzapfen am Straßenrand. Der Stadtraum ist voll mit auffallenden, sich wiederholenden geometrischen Formen und Baumaterialien wie Beton, Stein und Metall, die überall „Räume“ und Wege bilden. Der öffentliche Raum ist regelrecht durch sichtbare, aber auch unsichtbare Grenzen abgesteckt, die uns leiten sollen. Mein „Randobjekt“, welches Teil einer Abgrenzung aus Straßenpoller ist, durchbricht die fortlaufenden Formen mittels ähnlicher Struktur, so dass die Ursprungsform noch erkennbar ist. Das Naturmaterial besetzt den Waschbeton, wie ein Pilz oder Moos und bildet eine neue, lebendige Oberfläche, die sich wetterbedingt verändert.



  • Julia E. Wagner Burgerturm
  • Julia E. Wagner Burgerturm

Burgerturm

Wir nehmen den Überfluss an Lebensmitteln schon gar nicht mehr bewusst wahr, es ist für uns selbstverständlich geworden eine breite Auswahl zur Verfügung zu haben. Die Hälfte unserer Einkäufe wird allerdings nicht einmal verzehrt, sondern landet direkt im Müll. In ärmeren Ländern haben die Menschen nichts zu essen und wir danken leider nur noch selten für unser tägliches Brot. Der klassische Hamburger mutiert hier zum XXL „Burgerturm“, bestehend aus fünf einzelnen Brotkörben (= fünf großen Hamburgern). Er stellt symbolisch ein Mahnmal dar. Die Arbeit entstand im Zusammenhang mit unserem Semesterthema „verhungern“ im Jahr 2013 an der AdBK in Nürnberg und war zur Jahresausstellung zu sehen.



Rekonstruktion

Mit dieser Rekonstruktion will ich ein Zeichen setzen und aufmerksam machen, dass Vandalismus uns alle angeht. Bei diesem Beispiel geht es um einen neu gepflanzten Baum, der mutwillig zerstört wurde. Ähnlich wie bei einer künstlichen Beinprothese bilden hier „Astprothesen“ aus Holz und Kunststoff die neue Baumkrone des jungen Baumstammes. Die Installation an der Rosselmündung in Völklingen-Wehrden war ebenfalls zum Public Art Rundgang 2016 zu sehen, verschwand allerdings bereits am zweiten Tag spurlos.



Ummantelung

Der architektonische Raum ist zweckmäßig eingerichtet und besteht zum größten Teil aus geometrischen Formen und glatten Oberflächen. Man findet dort hauptsächlich Baumaterialien, wie Beton, Metall, Stein und Glas. Mit der Baumrinde wird das verchromte Treppengeländer einfach umschlossen. Obgleich sich die Installation unauffällig an die Umgebung anpasst, durch das fremdartige, organische Objekt wird die kühle, strenge, flächige Struktur im Raum aufgebrochen.



  • Connection
  • Connection Julia E. Wagner

Connection

Für die Gemeinschaftsausstellung „Ja, ich will!“ wurde uns nahe gelegt, im Sinne des Titels und der Kooperation zwischen den Klassen Spehr (aus Kassel) und Lehanka (aus Nürnberg) einen Projektpartner aus den Beteiligten zu wählen. Mein Objekt spielt zum Einen auf die zahlreichen Geschenke an, die das Paar zur Hochzeit erhält und zum Anderen auf die Verbindung (= connection), die eingegangen wird. Wie in einem großen Wirrwarr beschreiben die Rohre den oft komplizierten Weg der Liebe zueinander und veranschaulichen zugleich, was in einer Partnerschaft essentiell ist: Nähe und Distanz. Die Geschenke bzw. Pakete sind daher ausschließlich über die Rohre miteinander verbunden, berühren sich aber nicht direkt. Jedes Päckchen steht für sich, d.h. ist unabhängig und beschreibt symbolisch eine Charaktereigenschaft. Trotz des Balanceaktes zwischen nah und fern, kommt es letztlich doch auf das große Ganze an, all die Verbindungsstücke, im übertragenen Sinn die Gemeinsamkeiten, die man mit dem Partner teilt. Nicht nur in künstlerischer Hinsicht stellt die Klorolle eine Verbindung da, sondern auch im Bezug auf mich und meine Projektpartnerin, die ebenfalls die Klorolle für eine ihrer Arbeiten zweckentfremdete.